Alles über Epoxy Reparaturen am Boot

Alles über Epoxy Reparaturen am Boot

Im Bootsbau wird unterschieden zwischen Polyester Harzen und Epoxid Harzen. In unserem Ratgeber zum Thema Epoxy finden Sie alles was sie wissen müssen, von der Wahl zwischen Polyester und Epoxy bis hin zu wichtigen Anwendungshinweisen und Verarbeitungstipps.
Polyester hat den Bootsbau revolutioniert. Und ist noch heute häufig die erste Wahl, wenn es um Reparaturen an Deck geht. Doch seit Epoxid-Harz auf dem Markt ist hat sich vieles geändert…
Erfahren Sie hier alles zum Thema Epoxid-Harze, Glasgelege und Topcoats.

Was ist Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK)?

GFK ist ein glasfaserverstärkter Kunststoff, also ein Verbundwerkstoff aus Glasfasern und Kunststoff. Glasfasern verleihen dem Kunststoff besondere Eigenschaften, dazu gehört eine hohe Bruchfestigkeit. GFK gibt es sowohl polyesterbasiert, als auch auf Basis von Epoxid.

Prinzipiell kann glasfaserverstärkter Kunststoff aus verschiedenen Kunststoffen (wie z.B. Polyester oder Epoxid) hergestellt werden. Lange Zeit dominierte im Yachtbereich Polyesterharz die Fertigung und Reparatur von Rümpfen. Inzwischen ist in vielen Werften und auch bei Refit-Projekten ein Kunstharz auf Epoxidbasis (das Epoxi) an seine Stelle getreten. Dieser modernere Werkstoff mindert viele der Probleme, die es bei der Arbeit mit Polyester gibt.

Was ist Epoxi-GFK?

Das vereinfachte Prinzip: Mit Zweikomponenten-Epoxid-Harzen werden Glasfasern umschlossen und zu einem Epoxi GFK miteinander verklebt.

Epoxidharze bestehen also aus Polymeren, die unter Zugabe eines speziell abgestimmten Härters durch eine chemische Reaktion, fest werden. Je nach Arbeit kann man zwischen einem schnellen Härter und einem Härter wählen der nicht so schnell durchtrocknet. Daher spricht man auch von 2Komponenten Harz. Es gibt Epoxid Harzgemische, die unterschiedlich schnell hart werden. Die Auswahl des richtigen Produkts hängt dabei von der Art der Arbeit ab, für die man Epoxid-Harz nutzen möchte.

Um einen Glasfaserverstärkten Kunststoff herzustellen, benötigt man jedoch auch noch Glas. Das Glas wird in der Fertigung zu sehr dünnen und langen Fäden gezogen. Diese Fäden geben dem Epoxid-GFK Bruchfestigkeit und Elastizität. So können große, punktuelle Belastungen aufgenommen und in der Fläche verteilt werden. Je nachdem, wie die Glasfasern im ausgehärteten GFK angeordnet sind, ergeben sich unterschiedliche Eigenschaften.

Beispielsweise nehmen parallel verlaufende Fasern Druck gut auf und verteilen ihn in die Fläche. Nutzt man nur Epoxid, ohne eine Verbindung mit Glasfasern, würde ausgehärtetes Epoxidharz bei Druck leicht zerbrechen.

Beim Herstellen eines Yachtrumpfs oder bei Reparaturen werden deshalb die Glasgewebe oder -gelege häufig in Epoxy getränkt und dann in mehreren Schichten zu einem Laminat verarbeitet. Diese hintereinander verklebten Schichten steigern die Bruchfestigkeit bei hoher Elastizität. Das erlaubt dann auch mal mit etwas zu viel Schwung an einen Steg zu fahren.

Was sind die Unterschiede bei Epoxy-GFK und Polyester-GFK?

Polyester hatte in den 1960er-Jahren den Bootsbau revolutioniert. Es ermöglichte, Rümpfe mit Formen in Serienproduktion herzustellen. Dabei war es preisgünstiger und leichter als Stahl. Gegenüber Holz ist GFK geradezu unverwüstlich. Entsprechend weit verbreitet ist es heute und viele Polyesterrümpfe werden uns auch noch lange Zeit begleiten.

Doch damit war die Evolution im Bootsbau natürlich nicht zu Ende. Polyesterharze hatten einige Nachteile. Vor allem, da Polyester nicht wasserfest ist und daher vor eindringender Feuchtigkeit geschützt werden muss. – Auf einem Boot, welches sich die meiste Zeit im Wasser befindet, ist dies nicht einfach zu gewährleisten.

Diese Probleme gibt es bei GFK auf Basis von Epoxidharzen nicht. Ausgehärtetes Epoxi ist wasserfest. Es gibt sogar Reparatur-Epoxy, das unter Wasser aushärtet und im Notfall eine Yacht retten kann. Aber auch beim normalen Refit oder Neubau von Booten und Bootsteilen, härtet es ohne Ausdunstungen durch. Deshalb kann beim Verarbeiten auf einen Atemschutz verzichtet werden und hat es gibt keine langfristigen Ausdünstungen unter Deck.

Doch auch Epoxidharze sind nicht ganz perfekt: Epoxy ist etwas teurer als Polyester und nicht UV-beständig. Damit es nicht vergilbt und spröde wird, muss es immer mit einer Lackschicht vor der Sonne geschützt werden. Außerdem ist Epoxy anspruchsvoller in der Mischung von Harz und Härter, man sollte hier also möglichst genau arbeiten.

Epoxy ist vielseitiger in der Anwendung und bei gleicher Menge fester, wodurch Epoxy-Bauteile oder ganze Rümpfe im Endeffekt leichter sein können. Epoxidharz geht eine feste Verbindung mit fast allen Materialien ein und haftet selbst auf Polyester besser als es Polyester auf Polyester kann.

Sein größter Vorteil im Bootsbau ist aber, dass ausgehärtetes Epoxidharz von Haus aus eine hohe Hydrolysebeständigkeit hat und nahezu unempfindlich gegen eindringendes Wasser ist. Eine ausgehärtete Rumpfreparatur ist damit automatisch resistent gegen vielgefürchtete Osmoseschäden. Tatsächlich ist das Auftragen einer Lage epoxybasierten-GFKs der wesentliche Teil jeder Osmoseprävention bei älteren Rümpfen. Mit einem speziellen Sperrschicht-Füller kann diese Eigenschaft sogar noch verbessert werden.

Epoxy schleifen

1 Glasgelege

Flexibler einsetzbar und erheblich einfacher zu verarbeiten, sind sogenannte Gelege aus Glasfasern. Im Rohzustand fühlt sich ein Glasgelege beinahe wie Textilstoff an, sehr ähnlich zu Seide. Hierzu wird eine durchgehende Faser parallel gelegt und mit einzelnen Querfäden fixiert. Das steigert die Elastizität des Verbundstoffs bei Belastungen enorm und es können auch Rundungen oder andere Formen mit Gelege problemlos nachgeformt und verfestigt werden.

2 Unidirektionale Glasgelege

Verlaufen die Glasfasern im Gelege nur in einer Richtung, spricht man von unidirektionalem (auch axialem) Gelege. Diese Gelege müssen immer quer zur erwarten Belastung aufgelegt werden. Denn entlang der Laufrichtung der Fasern besteht nur wenig Festigkeit.

Um in alle Richtungen feste Reparaturen zu erzeugen, müssen bei unidirektionalen Gelegen mehre Schichten mit unterschiedlicher Ausrichtung aufgebracht werden. Das ist sinnvoll beim Herstellen von neuen Bauteilen. So kann gezielt hohe Stabilität in Belastungsrichtung erzeugt werden, ohne unnötiges Gewicht mit ins Bauteil zu bringen. Das ist vor allem bei Laufflächen und an Rümpfen der Fall. Es gibt Gelege, die bereits ab Werk mehrlagig hergestellt und vernäht sind. Für Reparaturen einfacher zu handhaben sind aber multidirektionale Gewebe.

3 Multidirektionale Glasgewebe

Multidirektionale Festigkeit mit einfacherer Verarbeitung und weniger Glas erreicht man, indem die Glasfasern in unterschiedlichen Ausrichtungen untereinander verwebt sind. Diese Glasgewebe sind flexibel einsetzbar und für Reparaturen an Bord in aller Regel die erste Wahl. Gewebe ist daher auch in den meisten Reparatursets für Boote enthalten und sollte auf jedem Schiff vorhanden sein. Damit kann in Minuten eine, in alle Richtungen feste, Reparatur an Bord geschaffen werden.

Kann ich auch mit Kohlefasergewebe statt Glas arbeiten?

Glasfasern sind sparsam, eingesetzt relativ schwer. Spielt Gewicht eine entscheidende Rolle, lohnt sich der Blick auf Kohlefasergewebe. Die darin verwendeten Carbonfasern haben ähnliche Eigenschaften wie Glasfasern, bei erheblich geringerem Gewicht. Carbonfasern sind allerdings deutlich teurer und mit Blick auf die Bruchfestigkeit müssen leichte Abstriche gemacht werden. Daher ist Kohlefaser vor allem im Regattabereich ein beliebtes Baumaterial.

Können auch Glasfasermatten mit Epoxydharz verarbeitet werden?

Glasfasermatten sind auf das Lösemittel Styrol im Polyesterharz angewiesen. Epoxi kann die grob spröde Struktur der Matten nicht auflösen und nicht durchtränken. Epoxidharz und Glasfasermatten verbinden sich also nur an der Oberfläche. Wer Epoxi benutzt, greift daher zu Glasgewebe oder Glasgelege, da Epoxydharz und Glasfasermatten keine gute Verbindung eingehen.

Glasfaser-Matten, Glasgewebe & Kohlefasergewebe

Arbeiten mit Epoxi

Die bereits angesprochene Reaktion beim Aushärten von Epoxydharz und Härter setzt unmittelbar nach dem Vermischen ein. Damit Harz und Härter miteinander reagieren, müssen sie exakt miteinander vermischt werden. Deshalb ist beim Anmischen Sorgfalt geboten.

Anmischen

Ein genaues Mischungsverhältnis von Epoxidharz und Härter hat starken Einfluss auf das Ergebnis. Zu wenig Härter hinterlässt klebrig weiches Epoxy, zu viel Härter bleibt ungebunden im Werkstoff und macht ihn spröde. Strenggenommen braucht es für die Reaktion ein ausgewogenes Verhältnis auf Molekülebene. In der Praxis gibt es aber ein bisschen Spielraum. Je nach Hersteller wird das Mischungsverhältnis des Epoxidharzes nach Gewicht oder nach Volumen angegeben. Bei Gewichtsangaben lohnt sich für die Dosierung eine Küchenwaage zu nutzen.

Am einfachsten geht die Dosierung von Epoxidharz und Härter jedoch mit Pumpaufsätzen (wie sie z.B. von West Systems angeboten werden). Diese Pumpen sind so konstruiert, dass meist ein Hub Härter die richtige Menge für einen Hub Harz fördert.

Achtung: Den Härter sofort, gleichmäßig und möglichst blasenfrei, mit einem Holzspatel in das Harz mischen. Die chemische Reaktion lässt sich in der Hand beim Rühren durch zunehmende Wärme bereits fühlen. Wird mit dem Vermischen zu lange gewartet oder zu zaghaft gerührt, kann diese Reaktion außer Kontrolle geraten. Entsteht auf einmal starke Hitze im Mischbecher, bildet sich schlagartig ein fester Klumpen im Harz. Die Mischung ist dann nicht mehr zu verwenden.

Diese Wärmeentwicklung kann bis zu einer Selbstentzündung gehen. Lassen Sie daher angerührtes Epoxidharz niemals unbeaufsichtigt in der Bootshalle stehen. Wenn die Mischung sehr heiß wird oder sogar zu Qualmen beginnt, stellen Sie sie auf eine nicht brennbare Unterlage, am besten unter freiem Himmel, mit etwas Abstand zu brennbaren Gegenständen. Eine Flammenentwicklung ist selten, und dann auch meist nur von sehr kurzer Dauer.

Für kleine Reparaturen, bei denen lediglich Löcher oder kleine Risse gefüllt werden müssen, gibt es auch Zweikammer-Spritzen. Sie finden sich häufig in GFK-Reparatursets. Die exakte Mischung wird dabei automatisch beim Herausdrücken an der Spitze hergestellt. Das darin enthaltene Harz ist zudem oft etwas eingedickt, so dass es sich leichter verstreichen lässt, ohne zu tropfen.

Mit Epoxi reparieren

Für eine Reparatur an Rumpf oder Deck ist Epoxy mit einem Glasgewebe fast immer eine gute Ausgangsbasis. Dabei spielt es keine wesentliche Rolle, ob der Rumpf in Epoxydharz mit Vinylester oder Polyester hergestellt wurde. Epoxy hält auf allen Materialien sehr gut. Entgegen landläufiger Meinung klebt es sogar besser auf Polyester, als Polyester Reparaturkits o.ä..

Epoxy streichen


Oberflächliche Schäden

Sind nur kleine Kratzer im Rumpf, ist der Schaden oft noch durch eine gute Politur oder das Ausbessern der Lackierung zu beheben. Geht der Schaden bei Polyesterrümpfen aber tiefer, lohnt sich der Griff zu einem entsprechend eingefärbten Reparatur-Gelcoat. (siehe: Polyester-Ratgeber). Erst, wenn der Schaden das Laminat betrifft, wird eine größere Reparatur am Boot fällig.

Wie kann ich mit Epoxi Laminatbrüche und Löcher reparieren

Bei einem sehr harten Aufprall oder Grundberührungen kann die Elastizität des GFK überfordert werden. Die Folgen sind dann unter Umständen, von außen gar nicht sichtbare, Schäden im Inneren des Laminats. Dabei lösen sich die miteinander verklebten GFK-Schichten voneinander oder einzelne Fasern verlieren den Kontakt zum Harz-Gemisch. Diese Bruchstellen im Rumpf sind nur zu erkennen, indem Lack und ggf. GFK im Bereich des Schadens abgeschliffen werden. Das darunterliegende GFK sollte eine gelblich glasige Struktur zeigen. Finden sich aber im GFK pulverig weiße Bereiche, ist das Laminat geschwächt und muss repariert werden. Dazu wird rund um den Schaden mit einem Excenterschleifer und grobem Schleifpapier eine trichterförmige Mulde in den Rumpf geschliffen.

Auflaminieren

Wo GFK entfernt wird, muss es ersetzt werden. Würde der Schaden nur mit Spachtelmasse aufgefüllt, bliebe der Rumpf an dieser Stelle geschwächt.

Achtung: Epoxy ist zwar unbedenklich für die Atemwege, ein direkter Hautkontakt sollte dennoch vermieden werden. Glasfasern auf der Haut sorgen zudem für einen tagelangen Juckreiz. Tragen Sie beim Arbeiten daher langärmelige Kleidung, am besten einen Overall, Handschuhe und eine Schutzbrille.

Wie wird mit Epoxi eine Laminatschicht hergestellt (Schritt für Schritt erklärt)

  • Zuschneiden der benötigten Gewebestücke (ggf. mehrere Lagen in aufsteigender Größe, je nach Tiefe der ausgeschliffenen Mulde).
  • Legen Sie das Gewebestück auf eine Folie und mischen Sie dann ausreichend Harz und Härter an, damit das Gewebe mit einem Rollpinsel getränkt werden kann.
  • Tränken Sie das Gelege mit einem Roller oder Pinsel vollständig durch. Getränktes Gewebe wird dabei leicht gelblich und durchschimmernd. Weiße, undurchsichtige Stellen sind noch nicht ausreichend durchtränkt.
  • Kleben Sie das Reparaturstück auf die staubfreie Reparaturstelle und rollen Sie es mit dem Farbroller fest. Am besten eigenen sich dazu Velourrollen, da Schaumstoffrollen vom Epoxid stark angegriffen werden.
Epoxy Masse

TIPP für Arbeiten über Kopf: Mit Silica (s.u.) und Epoxidharz kann eine zähe Masse hergestellt werden. Schmieren Sie damit den Rumpf im Arbeitsbereich vor dem Aufkleben ein und drücken Sie das in Epoxydharz getränkte Glasgewebe mit einem Rollpinsel oder besser noch mit einem Scheibenroller fest in dieses Bett. So verhindern Sie, dass sich die Lage vor dem Aushärten löst und darunter Lufteinschlüsse entstehen.

  • Vermeiden Sie Glattstreichen oder Ziehen mit den Händen. Beides zerstört die Struktur des Gewebes, bzw. Geleges und führt zu Schwächungen. Unbeabsichtigte Falten besser glattrollen und später wegschleifen.
  • Mit einem Scheibenroller (auch Entlüftungsroller genannt) können Lufteinschlüsse in der Reparaturstelle entfernt werden. Dies ist vor allem bei größeren Flächen wichtig. Rollen Sie dazu mit viel Druck über die frische Lage Laminat.
  • Müssen mehrere Lagen Epoxid GFK aufgebracht werden, arbeiten Sie am besten „nass in nass“, ohne auf das Durchhärten früherer Schichten zu warten. Es sollten aber nicht mehr als 2-3 Lagen (bzw. 2 cm Schichtdicke) aufgebracht werden.
  • Mit Harz und Härter getränktes Gelege nach Möglichkeit nicht mehr mit der Schere beschneiden. Überstehendes Material ist nach dem Aushärten leichter mit einer Säge oder einem Messer entfernt, als die Schere von Epoxi gereinigt ist.

Achtung: Ausgehärtetes Epoxydharz auf Werkzeugen kann nur noch mechanisch durch Schleifen entfernt werden. Es lohnt es sich, Aceton und eine Rolle Papiertücher oder Einmallappen bei der Arbeit bereitzuhalten. Alles, was versehentlich mit Epoxyd in Kontakt kam sollte unmittelbar gereinigt werden. Wechseln sie zwischen jedem Arbeitsgang die Handschuhe, um daran befindliches Epoxid nicht auf Werkzeuge und die Umgebung zu verteilen.

Was macht man mit Abreissgewebe?

Bei größeren Arbeiten ist das Auflaminieren manchmal nicht in einem Arbeitsgang zu schaffen. Die Oberfläche von Epoxidharz härtet dann sehr glatt aus und muss erst wieder grob angeschliffen werden, bevor weitere Schichten aufgebracht werden. Der ganze Arbeitsbereich muss dann erneut von Staub gereinigt werden.

In so einem Fall lohnt sich vor längeren Pausen eine Lage Abreißgewebe auf die frisch reparierte Laminatschicht aufzubringen und ebenfalls mit Rollpinsel oder Scheibenroller ohne Lufteinschlüsse anzupressen. Am nächsten Tag wird das Abreißgewebe im wahrsten Wortsinn mit der Hand abgerissen und hinterlässt in der Oberfläche eine grobe Wabenstruktur, auf die dann ohne Schleifen weiter mit Glasgewebe, bzw. Glasgelege laminiert werden kann.

Aus Epoxy mit Füllstoffen Spachtelmassen selbst herstellen

Epoxidharz eignet sich auch als Basis für viele Spachtelmassen. Mit entsprechenden Füllstoffen lassen sich so für jeden Zweck selbst passende Spachtelmassen für weitere Arbeiten an Bord herstellen. Die Bandbreite reicht vom provisorischen Verschließen größerer Kratzer über kunstvolles modellieren von Rundungen und Kanten an Deck bis zum Reparaturkleber, mit dem im Notfall ein ganzes Schott oder auch ein gebrochenes Seeventil angeklebt werden kann. Die Basis ist dabei immer die gleiche Mischung aus Harz und Härter.

Die sogenannten Epoxi-Füller (engl. Epoxy-Filler) wirken als Bindemittel und werden dem Harz-Härter-Gemisch beim Verrühren im Mischbecher beigegeben. Je nach Menge des beigemengten Füllstoffs entsteht daraus eine formbare Masse. Die Viskosität regelt sich über die Menge an beigegebenem Füllstoff.

Die Wahl des Epoxid-Fillers spielt eine Rolle für die Endfestigkeit und das Gewicht so hergestellter Massen. Dabei gilt grundsätzlich: Je kleiner die Partikel des Füllstoffs, umso härter ist der Spachtel! Dafür sind größere Partikel in der Regel leichter.

Silika

Bei Zugabe von Silica Pulver wird das Harz schnell zäh, die entstehende Spachtelmasse ist dann sehr hart. Mit Silica angereichertes Epoxid ist ein idealer Kleber für Reparaturen an Bord. Beispielweise, um Schotten am Rumpf oder Regale in der Backskiste einzukleben. Aber auch, zum Verspachteln von großen Kratzern am Rumpf. In puncto Härte steht es dem reinen Epoxy kaum nach.

Silika selbst ist ein sehr leichtes Pulver und wird meist als flockenförmig in einem Topf oder Beutel angeboten. Dem entsprechend lässt es sich gut dosieren und es braucht entsprechend viel davon, um eine zähe Masse zu erzeugen. Dafür nimmt das Harz aber auch nur wenig an Volumen zu und aus Silica und Epoxidharz hergestellte Bauteile sind entsprechend schwer.

Bei größeren Formen riskiert man, dass die Masse in der ersten Phase des Aushärtens dann unter ihrem Eigengewicht in sich zusammensackt.

Microballons

Geht es um das Herstellen von Formen und Strukturen, sind sogenannte Mikro-Ballons die bessere Wahl. Auch hier legt der Name den Zweck schon offen: Kleine Kugeln, die von Epoxy verklebt werden, erzeugen schnell viel Volumen.

Die Spachtelmasse hat eine wesentlich geringere Dichte, als mit Silika eingedicktes Epoxy und ist bei gleichem Volumen um ein Vielfaches leichter und sackt nicht in sich zusammen.

Ein weiterer Vorteil der kleinen Kügelchen ist, dass die geringere Dichte es nicht so hart werden lässt. Micro-Ballons eignen sich daher ideal für den Aufbau von größeren Rundungen, Süllkanten oder ähnlichem. Die hergestellten Formen können leicht mit der Hand und Schleifpapier bearbeitet werden. Gerade an Stoßkanten lohnt es sich darum, solche Ecken abschließend noch mit einer dünnen Schicht Glasgelege zu festigen.

Mit einem Schleifbrett die Reparaturstelle glätten

„Die Hälfte seines Lebens schleift ein Bootsbauer vergebens“, lautet ein häufiges Sprichwort in vielen Werfen. Das liegt daran, dass beim Schleifen oftmals unbemerkte Unebenheiten zutage treten und dann mit neuer Spachtelmasse verfüllt werden müssen. Je kleiner und schneller das Schleifwerkzeug ist, umso größer ist die Gefahr, beim Schleifen selbst erst neue Unebenheiten zu erzeugen.

Die letzte Phase der Reparatur mit Epoxid GFK ist in der Regel daher die langwierigste. Wer Glück hat, kann im abwechselnden Schleifen und Spachteln sein Zen finden. Es gibt aber auch einen Trick, den Prozess zu beschleunigen: Ein großes Schleifbrett mit einem Schmirgelpapier umwickelt und in gleichmäßigen Zügen mit etwas Druck über die Reparaturstelle bewegt. Die Bewegung folgt dabei automatisch der Form des Rumpfes. Die lange Auflagefläche sorgt für einen glatten Übergang zwischen altem Rumpf und Reparaturstelle.

Epoxidharz muss vor Sonnenlicht geschützt werden

Theoretisch kann diese Oberfläche dann direkt lackiert werden. Epoxid braucht kein Gelcoat, da es bereits von Haus aus wasserfest ist. Wurde ein Polyesterrumpf mit Gelcoat repariert, lohnt sich jedoch das Aufbringen einer epoxidbasierten Sperrschicht, um auch die Übergänge rund um die Reparaturstelle vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen. Für den Endlack eignen sich dann sowohl eine Kombination aus Primer und Lack als auch ein 2K-Lack ohne vorherige weitere Grundierung.

Fazit

Epoxybasiertes Kunstharz und Glasgewebe sollten sich in der Reparaturkiste eines jeden Schiffes befinden. Dazu gibt es komplette Repair-Kits von namenhaften Herstellern wie Yachtcare, Seatec oder West Systems. In diesen Reparatur Sets liegen in der Regel Mischbecher und Handschuhe gleich parat.
Es lohnt sich auch, den Umgang mit der Epoxidharz Mischung zu üben. Gelegenheiten dafür gibt es viele. Denn fast alles, was bricht oder montiert werden muss, kann mit Epoxy repariert werden. Die Verbindung ist dann dauerhaft und sofort wasserfest. Lediglich vor Sonnenlicht (UV-Strahlung) muss Epoxy immer mit einem Lack geschützt werden.

Autor Hinnerk Weiler

Autor Hinnerk Weiler

Hinnerk Weiler, Segeljournalist, Langstreckensegler und Seebär klärt über das Thema Epoxy an Bord auf. Als erfahrener Segler und Experte in Sachen Bootstechnik weiß er wovon er spricht.

Mehr über den Autor erfahren »