Ratgeber „Feuer an Bord!“

Ratgeber „Feuer an Bord!“

Alles rund um das Thema Brandprävention und Brandbekämpfung auf See: Wir beantworten die wichtigsten Fragen und geben hilfreiche Tipps!

Brände an Bord einer Yacht entstehen glücklicherweise sehr selten. Wenn aber auf See ein Feuer ausbricht, hat das oft drastische Folgen: Können die Flammen nicht sofort eingedämmt werden, besteht höchste Gefahr für Mannschaft und Material. Um die Risiken zu minimieren, die von einem möglichen Brand ausgehen, raten Fachleute zu weitreichenden Sicherheitsmaßnahmen. Im folgenden Beitrag fassen wir die häufigsten Brandursachen zusammen und liefern hilfreiche Hinweise zur Brandprävention und Brandbekämpfung an Bord eines Schiffes.

Ein Feuer an Bord hat folgende drei Hauptursachen

80 Prozent der Brände an Bord entstehen durch drei Hauptursachen: In der Pantry beim Kochen oder durch unsachgemäßen Umgang mit brennbaren Materialien wie Gas oder Petroleum. Durch einen Kurzschluss, der einen Kabelbrand auslöst und der sich schnell auf umliegende Materialien überträgt. Oder eine Überhitzung, beispielsweise am Motor, führt zu plötzlicher Flammenbildung.

Auch wenn sich viele Brandursachen klar eingrenzen lassen und Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können, bleibt die See mit ihren unendlichen Szenarien unberechenbar – die Vielzahl unterschiedlicher Boote, deren Ausrüstung und Besatzung macht jeden Notfall zu einer einzigartigen Ausnahmesituation. Experten raten Skippern deshalb dazu, frühzeitig mit der Crew den Umgang mit dem Notfall zu üben. Rechtzeitig sollte jede Person an Bord über mögliche Gefahren und Brandursachen sowie verfügbare Löschmittel und deren Anwendung aufgeklärt werden.

Generell geht eine Brandgefahr von allen Brennstoffen aus wie Petroleum, Gas, Spiritus, Benzin oder Diesel in Kocher und Grill, Heizungen oder Motor- und Tankanlagen. Weitere Gefahrenquelle sind Lecks in Treibstoff- und Ölleitungen, Einfüllstutzen, Entlüftungsanlagen, Absperrventilen oder Gasanlagen. Zusätzliche Risiken gehen von elektrischen Geräten und Leitungen bei Herden oder Motoren aus: Kurzschlüsse (Leitungen scheuern), falsche Sicherungen, gefährliche Verkabelung (Kabelsalat), Batterien ohne Polabdeckungen und lose oder oxidierte Anschlüsse führen leicht zu Überhitzung. Offene Feuer wie Kerzen, Kocher, Grill, Spiritus- oder Petrollampen und Feuerzeuge sind Brandursache erster Güte. Seltener entstehen Feuer bei Arbeiten mit Schweiß- und Lötbrenner.

Feuer an Bord

Vorsichtsmaßnahmen schützen vor bösen Überraschungen

Als erste Präventionsmaßnahme dient ein Rauchmelder in jeder Kabine. Dieser liefert bei erster Rauchentwicklung ein zuverlässiges Warnsignal. Weiterhin sollten dauerhaft stromführende Kabel wie beispielsweise die dicken Zu- und Ableitungen der Batterien durch Kabelschutzrohre geschützt werden. Dies verhindert, dass durch wiederkehrende Bewegungen an irgendeiner Stelle die Isolierung durchscheuert und ein Kurzschluss entsteht. Zu jedem Schiff gehört auch ein Batterieschalter oder Hauptschalter, der den Stromfluss im Bedarfsfall sofort unterbindet. Alle elektrischen Leitungen müssen im Querschnitt dem Verbraucher entsprechen und durch ausreichend Sicherungen geschützt werden. In Kunststoffbooten sollten grundsätzlich nur 2-adrige Kabel eingesetzt werden. Unterschiedliche Leitungen für 12/24 V und 220 V liegen besser getrennt voneinander und sind deutlich gekennzeichnet. Bei der Absicherung sind folgende Punkte unbedingt zu beachten: jeden Verbraucher einzeln absichern, entsprechend starke Sicherungen und Überspannungsschutz einsetzen.

Wird an Bord mit Gas gekocht, sollte ein Fachmann die Anlage mindestens alle zwei Jahre auf Dichtigkeit prüfen. In einigen Bundesländern ist diese Prüfung behördlich sogar vorgeschrieben und manche Häfen verlangen für sogenannte „Dauerlieger“ einen Nachweis darüber. Die Empfehlung der Wasserschutzpolizei NRW lautet dazu, nur geprüfte und abgenommene Gasflaschen und angeschlossene Geräte wie Druckminderer zu benutzen (Stempel und GS-Zeichen beachten). Schiffseigner sollten auf ein Sicherheits- und Absperrventil achten und für eine sichere Unterbringung der Gasflaschen sorgen. Ein Aufbewahrungskasten im Innenraum muss gasdicht sein und eine Entlüftung nach außen ermöglichen. Verbindungen bei Kupferrohren müssen hartgelötet sein und außerdem sollten die Rohre so verlegt werden, dass sie vor dynamischer Beanspruchung und mechanischer Beschädigung geschützt sind. Ersatzflaschen sollten mit einer Transportsicherung an geeigneten Stellen gelagert werden und niemals im Maschinen- oder Schiffsinnenraum. Bei Nichtgebrauch muss die Gasflasche stets geschlossen sein. Ein Gaswarner in Bodennähe oder in der Bilge bietet zusätzlichen Schutz. Ausströmendes Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich zuerst am Schiffsboden oder darunter.

Viele Brände entwickeln sich während des Tankvorganges, deshalb sind grundsätzlich offenes Feuer, Licht und Rauchen verboten. Transportable Tanks müssen aus kraftstofffesten Materialien bestehen und sollten nur an Land befüllt werden. An Bord sollten sie fest verzurrt werden, um ein Umherrutschen zu verhindern. Bei eingebauten Kraftstofftanks sollten Schiffseigner darauf achten, dass die Tankentlüftung nach außenbords zur kühlen Seite erfolgt (weg von Wärmequellen). Außerdem sollten die Tanks durch Erdung vor statischer Aufladung geschützt werden. Ideal ist ein Absperrventil vor dem Tank, das auch vom Fahrstand bedient werden kann. Beim Tanken sollte der Überlauf beobachtet werden. Übergelaufener Kraftstoff muss sofort entfernt und gegebenenfalls anschließend die Bilge belüftet werden. Beim Befüllen aus Kanistern unbedingt einen Trichter verwenden, um im Vorhinein auszuschließen, dass Kraftstoff an der Kanisteröffnung vorbeifließt.

Allgemeine Hinweise zur Brandprävention

  • Vor dem Starten und nach Beendigung der Fahrt den Motorraum und Bilge belüften.
  • Bei einem Außenbordmotor stets den Vergaser leergefahren.
  • Offene Flammen (Petroleumlampen oder Kerzen) müssen sicher stehen, nicht in die Nähe von leicht entflammbaren Materialien und so aufstellen, dass ein Hitzestau vermieden wird.
  • Auch bei elektrischen Geräten sollte ein Hitzestau vermieden werden. Sie sollten nicht durch Gepäck oder ähnliches abgedeckt sein.
  • Ölgetränkte Putzlappen gehören in verschlossene Blechdosen und offenes Feuer oder Licht sind im Maschinenraum ein absolutes Tabu.

Natürlich gibt es viele mögliche Ursachen, die zu einem Brand an Bord führen können. Daher sollte jeder Besitzer einer Yacht mit offenen Augen durch sein Schiff gehen und überlegen, wo vorbeugende Maßnahmen durchgeführt werden können.

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Brandbekämpfung und Löschmittel

Jeder Notfall auf See erfordert ein schnelles und entschlossenes Eingreifen mit der richtigen Maßnahme. Bei jedem Brand gilt – Feuer ist nicht gleich Feuer und erfordert je nach Ursache sehr unterschiedliche Löschmittel. Eines aber gilt immer: Zum Brennen benötigt jedes Feuer grundsätzlich Sauerstoff. Fehlt die Sauerstoffzufuhr, erlischt die Flamme.

Einige Schiffe verfügen über eine Löschklappe zum Motorraum, durch die ein Feuerlöscher in den Motorraum gerichtet werden kann. So muss zum Löschen bei einem Brand im Maschinenraum nicht das Schott geöffnet werden, was eine gewaltige Sauerstoffzufuhr bedeuten würde und gar zu einer Rauchgasexplosion führen könnte. In manchen Schiffen sind deshalb Löschsysteme dauerhaft im Motorraum installiert, die ein Feuer automatisch löschen. Gerät der Motor durch Überhitzung in Brand oder hat sich auslaufender Kraftstoff entzündet, lösen diese Geräte sofort aus und löschen den Brand. Weil Brände im Motorraum oft sehr spät erkannt werden, bieten solche Feuerlöschanlagen ein hohes Maß an Sicherheit. (Eine nachträgliche Installation solcher Anlagen ist in nahezu allen Fällen möglich.)

Löschdecken sollten zur Standardausrüstung an Bord gehören. Sie dienen dazu, die Flamme durch Abdecken zu ersticken, wenn sich beispielsweise Fett in der Pfanne entzündet. Eine Löschdecke lagert idealerweise in direkter in Nähe zum Herd und ist mit einem Farbband am Rand versehen, so dass sie sich schnell auseinanderfalten lässt.

Achtung: Kunstfaserdecken oder etwa Schlafsäcke sind zum Löschen nicht geeignet, sie entflammen schnell und verkleben mit der Haut.

Feuerlöscher gehören neben der Löschdecke immer an Bord eines Schiffes. Sie sollten gut zugänglich und in ausreichender Größe vorhanden sein. Auf einem kleinen Boot, auf dem ein Brand schnell entdeckt werden kann und die Wege kurz sind, reicht schon ein kleiner Feuerlöscher. Schon aus Platzgründen würde man hier ein kleines Gerät wählen. Auf größeren Booten sollte allerdings mindestens ein 6-Kilo-Löscher bereitstehen, empfehlen Fachleute. Ein solcher Feuerlöscher versprüht zehn Sekunden lang Löschmittel und bringt so die meisten Brände unter Kontrolle.

Ferner muss ein Feuerlöscher der jeweiligen Brandklasse entsprechen. Sogenannte ABC-Löscher decken gleich drei Brandklassen ab: Feststoffe (A), Flüssigkeiten (B) und Gase (C). Mit einem solchen ABC-Feuerlöscher lassen sich nahezu hundert Prozent der Brände löschen. Für die weiteren Brandklassen D (Metalle) und F (Fette) sind entsprechende Feuerlöscher erforderlich, wobei sich Brände der Klasse F gut mit einer Löschdecke eindämmen lassen.

Achtung: Auf keinen Fall darf bei Bränden der zuletzt genannten Brandklassen Wasser zum Löschen verwendet werden, denn Verpuffungen und eine Ausdehnung der Brandfläche sind die Folgen.

Vor- und Nachteile der eingesetzten Löschmittel im Feuerlöscher

Feuerlöscher können mit unterschiedlichen Löschmitteln befüllt sein, je nach Einsatzgebiet und zu erwartender Brandursache. Löschschaum wird als Löschmittel für die Brandklassen A (beispielsweise Textilien) und B (Kunststoffe, Lacke, Öle) eingesetzt. Er wirkt, indem er einen sauerstoffundurchlässigen Schaumteppich bildet und so das Feuer erstickt. Darüber hinaus hat er eine kühlende Wirkung und verursacht nur einen geringen Wasserschaden.

Feuerlöscher an Bord

Daneben wurde ein Spezialflüssiglöschmittel für die Brandklasse F für den Einsatz bei Fettbränden entwickelt. Dieses Löschmittel findet inzwischen aber auch Anwendung in den Brandklassen A und B.

Löschpulver wurden für verschiedene Einsatzgebiete entwickelt. Das sogenannte ABC-Löschpulver ist ein Universallöschmittel für die Brandklassen A, B und C (C = Brände von Gasen). Beim Schmelzen bildet es eine Salzschicht und unterbindet so die Sauerstoffzufuhr. Es hat eine kühlende, erstickende und antikatalytische Löschwirkung. Das BC-Löschpulver wird in den Brandklassen B und C eingesetzt und wirkt bei Flammenbränden. D-Löschpulver findet Einsatz bei Metallbränden.

Das Löschmittel Kohlendioxid (CO2) hilft in der Brandklasse B gegen Brände von flüssigen, brennbaren Stoffen sowie von brennbaren Gasen. Kohlendioxid ist ein rückstandsfreies Löschmittel und hat eine erstickende Löschwirkung.
Achtung: Der Einsatz von Kohlendioxid als Löschmittel verlangt besondere Vorsicht, weil bei einer Anwendung in geschlossenen Räumen anwesenden Personen eine Erstickungsgefahr droht. Aufgrund des rasch eintretenden Sauerstoffmangels müssen im Raum befindliche Personen rechtzeitig gewarnt und evakuiert werden.

Aerosol- oder auch Rauchfeuerlöscher sind kleine, rückstandsfrei löschende Kalium-Aerosol-Feuerlöscher mit großer Löschkraft. Sie wurden für die Raumfahrt entwickelt, sind zu hundert Prozent schadstofffrei und universell einsatzbar. Dank schneller und einfacher Bedienung kann sofort nach dem Erkennen eines Brandes reagiert werden. Diese Art Feuerlöscher sind für den Sportbootbereich ideal geeignet: Sie sind klein und handlich und die besprühten Flächen werden nicht beschädigt. Aerosol-Feuerlöscher sind vier Jahre einsatzbereit für die Brandklassen B, C, F (doppelt so lange wie normale Schaum und Wasserlöscher). Allerdings gibt es bei den Aerosol-Feuerlöschern auch erhebliche Nachteile, denn sie eignen sich nur für kleine Brände und verursachen bei der Nutzung eine starke Rauchentwicklung. Größere Brände, wie zum Beispiel im Motorraum, können nicht per Hand durch einen Aerosol-Feuerlöscher gestoppt werden. Hier ist die sicherste Lösung der direkte Einbau einer Feuerlöschanlage im Motorraum.

Richtiges Verhalten im Brandfall

Wird ein Feuer an Bord frühzeitig erkannt, können die Flammen in der Regel leicht unter Kontrolle gebracht werden. Damit das im Notfall zuverlässig gelingt, ist es aber besonders wichtig, dass die gesamte Crew vor Törnbeginn eine Brandschutzeinweisung durch den Skipper erhält. Wenn Aufgaben klar verteilt sind, kann ein Feuer schnell gelöscht und eine Panik an Bord verhindert werden. Folgende Punkte sollten im Brandfall beachtet werden:

  1. Bei einem größeren Brand muss die Crew durch den Ruf „Feuer an Bord!“ alarmiert werden.
  2. Eventuell muss der laufende Motor abgestellt und Brennstoffleitungen geschlossen werden.
  3. Elektrische Stromkreise müssen vom Bordnetz getrennt werden, um Kurzschlüsse auszuschließen (Hauptschalter betätigen).
  4. Alle Schotten und Öffnungen müssen geschlossen werden.
  5. Das Boot sollte auf einem Kurs gebracht werden, bei dem der Wind Flammen und Rauch nicht über das Deck treibt.
  6. Zum Löschen mit dem Feuerlöscher muss der Brand mit dem Wind angegangen werden.
  7. Das Löschmittel sollte nicht auf die Flammen, sondern auf die glühenden Teile gerichtet werden.
  8. Schaumstoffpolster müssen nach dem Ablöschen sofort über Bord geworfen werden, weil sie weiterschwelen und praktisch nicht zu löschen sind.
  9. Glasharz-Brände müssen mit einer großen Menge Wasser nach dem Löschen gekühlt werden, damit sich das Harz wieder verfestigt. Wichtig: Dabei muss die Lenzpumpe laufen.

Erfahrene Brandbekämpfer empfehlen ein Sicherheitstraining, bei dem der Umgang mit Feuer geübt werden kann – wer schon mal ein Feuer gelöscht hat, ist im Notfall gut vorbereitet.

Feuer, Flammen